Andrea Grützner

Dresden

Andrea Grützner schreibt selbst:

»Für die Werkreihe ›Arkadia‹ fotografiere ich Graslandschaften zusammen mit einer dichroitischen Folie, die ich zwischen die trockenen Halme schiebe. Diese lässt psychedelisch anmutende Bildkompositionen entstehen, die teilweise wie von einer KI generiert wirken. Die grellen Farbschlieren rufen unter anderem Assoziationen an seifige Flüssigkeiten und das Tropische hervor. In ihnen tauchen neben realen Insekten auch Chimären auf, die Tiere und Fabelwesen suggerieren.
Aufgenommen werden die Bilder im Gutspark Neukladow an der Havel unweit Berlins, Ort des einstigen Musenhofs Johannes Guthmanns, der hierher die kulturelle Promi- nenz des angehenden 20. Jh. einlud. Unter anderem Max Slevogt liebte und malte diesen als wahlweise Garten Eden, irdisches Paradies oder Arkadien betitelten Fleck Erde.
Während ich mehr als ein Jahrhundert später im flirrenden Gras auf einer sonnigen Lichtung arbeite, in der einst das halbe Jahr Wasser stand, brennen in Europa zahlreiche Wälder. Die zunehmende Trockenheit belastet den alten Baumbestand des idyllischen Landschaftspark.
Die Folie scheint in der Sommerhitze zu schwitzen. Auf ihr sammeln sich Staub- und Erdpartikel, Fingerabdrücke, Kratzer und Kondenstropfen. Mein temporär manueller Eingriff in das natürliche Habitat führt zu Bildern im Farbrausch, in denen sich ein Kontrollverlust lustvoll artikuliert.« (Text: Andrea Grützner, 2025)

Andrea Grützner wurde 1984 in Pirna geboren, machte 2014 ihren Studien-Abschluss in Fotografie an der Fachhochschule Bielefeld. 2020 erhielt sie den Stiftungspreis Fotokunst der Sammlung Klein. Prämiert wurde ihre Arbeit ›Erbgericht‹. Die Jury setzte sich zusammen aus Ann-Christin Bertrand, freischaffende Kuratorin und Dozentin, Stefan Gronert, Kurator für Fotografie und Medienkunst am Sprengel Museum Hannover, Matthias Harder, Kurator und Stiftungsdirektor der Helmut-Newton-Stiftung Berlin sowie der Galeristin, freien Kuratorin und Bildredakteurin Ute Noll. Sie lebt und arbeitet in Dresden.

Foto: Privat